Manga Charakter zeichnen

Wie zeichne ich einen Manga-Charakter?

Du liebst die Welt der Mangas und wolltest schon immer einen Manga Charakter aufs Papier bringen? Reyhan Yildirim erklärt dir Schritt-für-Schritt wie du deinen Manga Charakter zeichnen kannst.


Diese Materialien brauchst du für deinen Manga Charakter:


Schritt 1

Bei jeder Zeichnung fange ich damit an, eine grobe Skizze meiner Idee anzufertigen. Hierzu verwende ich gerne einen Druckbleistift der Breite 0.5, in diesem Fall den Tombow MONO graph, in Kombination mit einer blaue Mine. Die blaue Mine verwende ich, weil sie später einfacher wegzuradieren ist und kaum Rückstände hinterlässt, aber auch, damit ich später die grobe Skizze von der Reinzeichnung unterscheiden kann. So habe ich einen besseren Überblick über die ganze Zeichnung. Und die schmale Spitze der Mine hilft mir dabei, nicht zu stark aufzudrücken und locker zu zeichnen. In diesem Schritt ist es wichtig, die Komposition und die Pose des Charakters auf Papier festzuhalten und sich nicht zu sehr auf Details zu fixieren. Außerdem kann eine Papiersorte mit glatter Struktur, wie das Tombow Bristol Papier, das ich hier verwende, das Skizzieren mit dem Druckbleistift mit sehr schmaler Spitze vereinfachen.

Schritt 2


Wenn ich mit der Komposition meiner Idee und der Pose des Charakters zufrieden bin, gehe ich an das sogenannte Reinzeichnen und arbeite nach und nach die Details aus. Hierfür verwende ich wieder den Tombow MONO graph, diesmal aber mit einer normalen Bleistiftmine mit dem Härtegrad HB. Das ist eine persönliche Präferenz von mir, aber man kann natürlich mit der Bleistiftstärke arbeiten, die man bevorzugt. Die Reinzeichnung beginne ich beim Gesicht des Charakters, gehe dann in die Haare über und arbeite mich bis zur Kleidung vor. Auch hier hat jeder Künstler natürlich seine eigene Vorgehensweise.

Schritt 3

Sobald die Reinzeichnung steht, wird es Zeit, die Konturen der Zeichnung mit Finelinern nachzuziehen. Hierbei verwende ich den Tombow MONO drawing pen in der Strichstärken 01, 03 und 05. Die breiteren Spitzen verwende ich, um bestimmte Elemente, wie die Umrisse des Gesichtes, der Haare, oder den Charakter selbst hervorzuheben. Letzteres gilt nur, wenn mehrere Charaktere auf der Zeichnung sind oder die Figur vom Hintergrund hervorgehoben werden soll. Mit den feineren Spitzen arbeite ich meistens Details aus, wie z.B. die Augen und die feinen Linien im Haar. Wenn ich Fineliner einsetze, ist es mir außerdem besonders wichtig, auf Papier mit glatter Oberfläche zu arbeiten. Ich setze die Linien manchmal mit mehr Schwung und schnellen Bewegungen und möchte dabei von der Papierstruktur nicht „gebremst“ werden. Für diesen Vorgang eignet sich die glatte Oberflächenstruktur des Tombow Bristol Papiers  perfekt.

Schritt 4


Nachdem alle Konturen nachgezeichnet sind, radiere ich die Bleistiftzeichnung ganz vorsichtig und ohne das Papier mit zu schnellen Bewegungen zu beschädigen, weg, damit ich einen sauberen Untergrund für die Koloration mit Markern habe. In den meisten Fällen verschmiert eine Bleistiftzeichnung nämlich, wenn man mit Markern darüber malt. Für diesen Schritt verwende ich die Tombow MONO Radierer und das bereits seit vielen Jahren, da ich bisher die besten Resultate mit ihnen erzielt habe. Die MONO Radierer gibt es in vielen unterschiedlichen Ausführungen und eine meiner Favoriten ist der MONO zero, ein Präzisionsradierer, den ich für Feinarbeiten nutze. Für diesen Schritt aber verwende ich einen größeren Radiergummi, das gut in meiner Hand sitzt und entferne vorsichtig die Bleistiftzeichnung. Am Ende bleiben nur noch die mit dem MONO drawing pen nachgezeichneten Umrisse übrig.

Schritt 5

Nun geht es an die Koloration mit den Tombow ABT PRO Markern! Wenn man gerade erst angefangen hat, mit Markern zu arbeiten, empfehle ich, mit der hellsten Farbe anzufangen, da sie leicht verschmieren können, ganz besonders die dunkleren Farben. Ich fange in den meisten Fällen immer mit der Hautfarbe an. Hierbei fülle ich die ganze Fläche als erstes mit der hellsten Farbe aus, erstelle somit eine Basis und füge nach und nach mit einem dunkleren Hautton Schatten hinzu. Für die Schattierungen verwende ich meist zwei verschiedene dunklere Töne, setze die dunkelste Farbe aber nur an wenigen Stellen ein. Diese Vorgehensweise, in der man sich von Farbe zu Farbe arbeitet, verwende ich die ganze Zeichnung über, da ich dadurch auch den Überblick behalte und keine Flächen oder Schattierungen vergesse. Mit Markern kann man außerdem eine gleichmäßig kolorierte Fläche erzielen, in der keine Flecken oder Pinselstriche zu erkennen sind, was man sonst meist nur mit digitalen Medien erreicht. Um diesen Effekt zu erreichen ist es wichtig, mit dem Stift mehrmals über dieselbe Fläche zu malen, denn wenn man nur Striche nebeneinander setzt, dann wird man die Pinselstriche erkennen. Mit den ABT PRO Markern ist es außerdem durch die sehr feine und flexible Spitze möglich, kleine Details auszuarbeiten. Dabei ist es aber wichtig mit der Spitze nur leicht über das Papier zu malen.

Schritt 6

Als letztes bleibt der Feinschliff! Bei diesem letzten Schritt schaue ich mir die Zeichnung nochmal im ganzen an und entscheide, ob ich einige weitere Details ausarbeite. Manchmal ziehe ich Linien nach oder schattiere hier und da weitere Stellen. In diesem Fall setze ich mit dem Tombow Fudenosuke twin einige breitere Linien um den Charakter herum und füge einen Glanzeffekt in die Augen ein. Ich setze je nach Bedarf weiße Punkte mit einem gut deckenden Acryl-Marker oder Deckweiß ein, um den Augen des Charakters mehr Leben einzuhauchen und somit einen leeren Blick zu vermeiden. Man sollte hiermit aber nicht übertreiben, da es sonst zu unnatürlich wirkt.


Über den Autor

Über Reyhan

- Reyhan Yildirim

Reyhan Yildirim zeichnet seit sie einen Stift in der Hand halten kann. Bereits als Kleinkind hat sie täglich ihre Lieblingscharaktere aus dem Disney-Universum nachgezeichnet und noch fleißiger hat sie an ihren Zeichenkünsten gearbeitet, als sie die japanischen Anime und Manga für sich entdeckt hat. Schon sehr früh war ihr klar, dass sie irgendwann mal ihre eigenen Manga zeichnen wollte und hat sich diesen Traum bereits als Teenager erfüllen können, indem der Verlag TOKYOPOP ihre beiden Kurzgeschichten („Die Manga-Freaks“ und „Die Bremer Stadtmusikanten“) und einen kompletten Manga-Band „TYLSIM“ verlegten. Nach diesen Projekten arbeitete Reyhan weiterhin als freiberufliche Künstlerin und hat für diverse Unternehmen Auftragsarbeiten im Bereich Comic und Illustration angefertigt und in der Zwischenzeit auf Social Media fleißig ihre Werke gepostet. Dies führte dazu, dass sie mit ihren ausgefallenen Charakter-Designs eine große Fanbase aufbauen und somit ihr eigenes kleines Unternehmen gründen konnte. Neben einigen weiteren Kurzgeschichten in Mangaform, hat sie auch ihre beiden Artbooks „Nostalgia“ und „Multiverse“ in Zusammenarbeit mit PYRAMOND veröffentlicht. Nun stellt sie ihre Werke und ihre Merchandising-Artikel regelmäßig auf Anime/Manga-Veranstaltungen und Messen aus und betreibt ihren eigenen Online-Shop.

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